Man bezeichnete Inden in den 20er und 30er Jahren als eines der schönsten Dörfer des Kreises Jülich. Wie war es dazu gekommen. Inden war zwar ein Dorf, aber man sagte: „ Es ist zu groß für ein Dorf und zu klein für eine Stadt“. Jedoch der Unterschied zu anderen Dörfern des Kreises bestand darin, dass alles für den Lebensunterhalt und die Art und Weise zu leben vorhanden war. Es begann schon mit der Sauberkeit des Ortes. Die Straßen waren gepflastert, die Bürgersteige mit Platten belegt. Ein herrlicher Driesch mit Kastanienbäumen und Kastanienallee an der Inde rundete das Bild ab. Am Inde-Ufer entlang standen Rotdornbäumchen bis hin zur Hindenburgbrücke am Schießstand; ein wunderbares Bild der Blütenpracht im Frühling eines jeden Jahres. Unter den hohen Kastanienbäumen auf dem Driesch standen beim Schützenfest das Zelt sowie die Kirmesbuden der Aussteller selbst bei großer Hitze im kühlen Schatten, was von allen Besuchern des Festes sehr begrüßt wurde und man sprach vom schönsten Kirmesplatz weit und breit.
Brunnen und Pumpen – nach dem Krieg von großem Nutzen
Vor allem aber: Jedes Haus war per Wasserleitung am Trinkwassernetz aus Aldenhoven angeschlossen. Dazu waren auf den Bauernhöfen meistens noch Brunnen und Pumpen von vor dieser Zeit vorhanden. Sie sollten nach dem Krieg von sehr großem Nutzen sein.
Zählt man die Fabriken auf, in denen Lohn und Gehalt für das tägliche Brot verdient wurde, so wären daselbst zu erwähnen: Die Papierfabrik der Firma Henkel Düsseldorf, die Lederfabrik in der Mühlenstraße, die Brennerei Johnen in der Hauptstraße, die Büsgesfabrik der Familie Carrier in der Bahnhofstraße, die Reißwollfabrik Heymann (später Meuter u. Co.) in der Bahnhofstraße sowie die Mühle Delahay in der Mühlenstraße, ebenso die Lumpensortieranstalt van Riel in der Bahnhofstraße.
Papier, Leder und Getreide zu verarbeiten, dazu benötigte man natürlich das Wasser der Inde bzw. eines Teiches, der entlang der Lindenstraße floss. Er verlief unter einer Brücke am Driesch, weiter hinter der evangelischen Kirche, bis außerhalb von Inden das Wasser wieder dem eigentlichen Fluss der Inde, in Höhe des Sportplatzes, zugeleitet wurde. Reguliert wurde dieser Teich durch eine Schleuse an der Indebrücke (Neustraße). Daher auch der Name der Straße „An der Erk“. Bedingt durch das rings um den Ort liegende fruchtbare Land und die im Indebereich saftigen Wiesen, war Landwirtschaft im Ort ein Haupterwerbszweig. Kleinere und größere Parzellen verteilten sich auf mehr oder weniger vermögende Bauern und auf die dazugehörenden Höfe; ebenso das gepachtete Land. Die Äcker wurden in der Hauptsache mit Pferden und Zugochsen bearbeitet. Später erst sah man kleinere Traktoren auf den Feldern. Die Bauern Hielemacher und Kuckertz besaßen einen solchen der Marke „Zettelmeier“.
Viele Handwerksbetriebe, Geschäfte und Händler
Neben der Landwirtschaft waren natürlich auch viele Handwerksbetriebe, Geschäfte und Händler in einem Ort dieser Größenordnung wie Inden zu finden. Immerhin galt es, 2.000 Einwohner mit allem was nötig war zu versorgen. Alles war im Dorf zu kaufen und zu erhalten.
So will ich einmal kurz durch Indens Straßen gehen und versuchen, die Geschäfte und Betriebe aufzuzeichnen, die mir in Erinnerung geblieben sind. Da die Papierfabrik die Hausnummer 1 erhalten hatte, möchte ich auch dort meinen Weg beginnen.In der Hauptstraße, am Ausgang in Richtung Lamersdorf war die Gärtnerei Franzpötter. Aber nicht nur mit Blumen und Pflanzen handelte diese Familie, sondern an Freitagen, wo es normalerweise kein Fleisch zu Mittag gab, zog Herr Franzpötter mit einem Karren durch Inden, beladen mit einem Fass mit Heringen, um diese an die Mitbürger zu verkaufen.
Na – Interesse geweckt?
Altvertrautes – neu gesehen 5
ISBN-Nr. 3-87227-067-2
Erhältlich in unserem Museum oder im Buchhandel.