Es war am Karsamstag 2006, als einige Mitglieder des Geschichtsvereins in Höhe der ehemaligen Altdorfer Mühle eine Anzahl großer, rechteckiger Sandsteinblöcke fanden. Diese bildeten einen Teil der Uferbefestigung des Mühlenteiches. Bald stellte sich heraus, dass es sich um Grabsteine und Teilstücke von Grabdenkmalen des 19. Jahrhunderts vom evangelischen Friedhof Inden handeln musste. Einer dieser Steine war der Grabstein des Carl Freiherr von Goltstein zu Merödgen aus dem Jahre 1868.

Was ist so wichtig gerade an diesem Stein? Wer war Carl von Goltstein?

Carl Niclas Philipp Wilhelm Freiherr von Goltstein zu Frenz, Merödgen und Beeck, so sein vollständiger Name, wurde 1790 auf Gut Merödgen geboren und in der reformierten Kirche in Jülich getauft. Im Jahre 1854 heiratete er im Alter von 64 Jahren die Freifrau Auguste von Wittenhorst-Sonsfeld; die Eheleute hatten zwei Töchter. Von Goltstein starb 1868. Seine Beisetzung fand auf dem evangelischen Friedhof bei Inden statt.

Von 1821 bis 1849 war er Bürgermeister der Bürgermeisterei Pier (bestehend aus den Dörfern Pier, Lucherberg, Luchem, Stütgerloch und Jüngersdorf) und zusätzlich von 1822 bis 1841 auch Bürgermeister der Bürgermeisterei Lamersdorf (bestehend aus Lamersdorf und Frenz).

Er war aber nicht nur der Bürgermeister, sondern auch der Entdecker der hier lagernden Braunkohlenvorkommen.

Im Jahre 1819 fanden Arbeiter von Gut Merödgen beim Graben eines Brunnens Braunkohle. Von Goltstein erkannte sofort den Wert, beantragte und erhielt die Konzession für das 189 ha große Feld „Goltsteingrube“ westlich von Lucherberg.
Der Erfolg der „Goltsteingrube“ war bescheiden und so ruhte der Abbau seit 1867. Erst mit dem Bau der Brikettfabrik Lucherberg wurde 1895 die Kohleförderung wieder aufgenommen. Drei Tagebaue rund um Lucherberg (heute die Siedlung Talstraße, unter der Goltsteinkuppe und der Lucherberger See) sowie die Gruben Konzendorf und Düren (heute der Echtzer und Dürener Badesee) versorgten diese Fabrik bis 1960 mit Braunkohle. Die Brikettfabrik stand auf dem an das Wohngebiet „Am Gutshof“ / „Am Goltsteinbrunnen“ angrenzenden Gelände und reichte vom Dachdecker Ochsenbruch die Goltsteinstraße hinauf bis zum Casino Lucherberg.
1953/54 wurde das RWE Kraftwerk Weisweiler gebaut. Die zu dessen Betrieb notwendigen Kohlemengen liefern seit 1955 die Tagebaue Zukunft und Inden.

Selbst wenn seinen Unternehmungen mit der Braunkohle zu Lebzeiten von Goltsteins kein Erfolg beschieden war, so legte er doch den Grundstein für den Braunkohlenabbau im Westen des Rheinlandes. An Carl von Goltstein erinnern hier bei uns die Ortsbezeichnungen „Goltsteinkuppe“, „Goltsteinstraße“ und „Am Goltsteinbrunnen“ – und seit dem 25. August 2007 auch ein Denkmal in der Grünanlage „Am Goltsteinbrunnen“.

Mit Unterstützung durch die Gemeinde Inden, durch RWE Power, Bereich Tagebau Inden und RWE Rhein-Ruhr Netzservice im Rahmen des Projektes „RWE aktiv vor Ort“ haben Mitglieder des Geschichtsvereins gemeinsam mit einigen Anwohnern aus zweien der eingangs erwähnten Steine dieses Denkmal erreichtet: Rolf Hermanns, Josef Ganser, Richard Xhonneux und Christoph Brinschwitz fanden die Steine, erkannten deren historischen Wert und brachten sie in Sicherheit. Jörg Wolff, Ralf Breuer und Albert Cremer fertigten die Pflasterarbeiten. Walter König war der Steinmetz. Josef Ganser und Rolf Hermanns haben die Infotafel angefertigt. Die Organisation war Sache von Hubert Schleipen und Renate Xhonneux.

Der Standort für das Denkmal ist mit Bedacht gewählt. Die Stelle bildet den ungefähren Mittelpunkt zwischen Merödgen, dem Wohn- und Amtssitz von Goltsteins als Bürgermeister, der Goltsteinkuppe, weithin sichtbares Zeichen für den nun schon 180 Jahre währenden Braunkohleabbau, und dem Rathaus der Gemeinde Inden, wo heute die Entscheidungen für die Zukunft unserer Region getroffen werden. Die Stelle markiert somit den Beginn der Braunkohlenförderung, die bis heute anhält und die uns noch einige Jahre in die Zukunft begleiten wird.

Wann und wie die Steine in die Uferbefestigung des Altdorfer Mühlenteiches gelangten, wird wohl für immer rätselhaft bleiben. Die für das Denkmal nicht verwendeten Steine wurden der Kyffhäuser Kameradschaft Inden überlassen für eine weitere Verwendung innerhalb der Gedenkstätte Geuenich.