Geschichtsverein der Gemeinde Inden e.V.

mit Unterstützung der Gemeinde Inden

Es lohnt sich für Interessierte die Geschichte Müllenarks eingehend zu untersuchen; hier kann das nur in Kürze als Zusammenfassung verschiedener, teils öffentlicher, Quellen geschehen.

Der Name „Müllenark“

Der Name Müllenark wird zum ersten Mal 1129 als „Molenark“ (durch den damaligen Besitzer – Gerhard von Molenark) belegt. Das Mittelhochdeutsche „Mole“ ist die heutige „Mühle“ und eine „Ark“ oder „Erk“ ist ein Wehr zum Anstauen des Wassers an Wassermühlen. Müllenark bedeutet demnach einfach „Mühlenwehr“.

Die namensgebende Mühle liegt noch heute gegenüber dem Tor der Vorburg.

Die Lage des Gutshofes
Gut Müllenark ist eine mehrteilige Wasserburgenanlage aus dem 12. Jahrhundert und liegt am nord-östlichen Ortsrand von Inden-Schophoven.

Zur Geschichte und Entwicklung des Gutshofes

Die Stellung des Hauses Müllenark und seiner Besitzer im Mittelalter, sowie die damit verbundenen bedeutenden und weitgespannten Beziehungen muss man im Kontext der damals bestehenden Rivalitäten zwischen den Jülicher Herzögen auf der einen Seite und dem Kölner Erzbistum auf der anderen Seite sehen. Gut Müllenark wurde immer wieder zum Streitpunkt dieser beiden herrschaftlichen Einflussgebiete. Wenn man bedenkt, dass auch die umliegenden Ortschaften Pier, Vilvenich, Bonsdorf und Merken mit den Gutshöfen Pesch, Vilvenich und Verken zeitgleich unter dem kirchlichen Einfluss des Erzbistums, oder des Stiftes St. Ursula standen, kann man sich leicht vorstellen,  dass hier mit den Jülicher Grafen immer wieder Streit um Macht und Einfluss entflammte.

Anm.: seit dem 10.Jahrhundert hatte es sich in Deutschland mehr und mehr durchgesetzt, die Kirchenfürsten (Erzbischöfe und Bischöfe) aus den Adelsgeschlechtern zu besetzen. Damit sie dem Kaiser oder König besser dienen konnten, wurden die Diözesen mit z.T. großen Grundbesitzen ausgestattet. Damit wuchsen die Bischöfe in die Rolle eines Landesherrn. So kam es, dass die weltlichen Führer in den Kirchenführern weniger den geistlichen Führer als den Territorialherren sahen und so waren kriegerische Unternehmen gegen Bischöfe nicht selten.

In den Jahren 1161 – 1172 wird ein Herman von Molenark erwähnt. Er war als Vogt des Kölner Domstiftes zugleich auch Verwalter des Gutes. Denn dem Kölner Kirchenfürsten war es allmählich gelungen, auch in Müllenark Besitz und Zehnt zu erwerben.

1185 kauft Erzbischof Philipp von Heinsberg ein Viertel des ganzen Lehens. Im Verzeichnis der Gütererwerbungen Philipps aus dem Jahre 1190 erfahren wir genauer, dass zu diesem Kauf unter anderem die Burg Müllenark gehörte. Müllenark war zu einer kurkölnischen Herrschaft geworden. Noch fester werden die Bindungen zu Köln, als 1226 Heinrich von Molenark nach Erhalt der päpstlichen Bestätigung als Heinrich I. von Köln den erzbischöflichen Stuhl besteigt, den er bis 1238 innehat. Aber unter ihm beginnt auch schon die Auseinandersetzung mit den Grafen von Jülich. Es verstehet sich wohl von selbst, dass ein Kölner Besitz direkt vor der Haustür der Jülicher Grafen zu Zwistigkeiten führen muss.

Und als alle Verhandlungen zu keinem Erfolg führen, da greift im Jahr 1234 Graf Wilhelm IV. von Jülich zu den Waffen. Er belagert Burg Müllenark, kann die Festung aber nicht erobern. Er zieht mit seinem Heer ab, um in der Nähe von Zülpich (Rövenich) dem Heer des Erzbischofs ein Treffen zu liefern. Vor der Schlacht kommt es auf dem Verhandlungsweg doch noch zum Frieden; er kann seine Ansprüche nicht durchsetzen. Der Streit schwelt aber im Stillen weiter.

1238 kommt es zu Zehntstreitigkeiten zwischen dem Stift St. Ursula zu Köln und Ritter Cono von Molenark. Der neue Kölner Erzbischof Konrad von Hochstaden schlichtet den Streit.

Später sucht man einen friedlichen Weg zur dauerhaften Lösung des Konfliktes. Durch die Verlobung des Walram von Jülich mit Mathilde von Molenark, der Nichte des verstorbenen Erzbischofs Heinrich von Molenark und des jetzt amtierenden Konrad von Hochstaden, soll dauerhaft eine friedliche Lösung geschaffen werden. Im Streit um die zu vereinbarende Mitgift einigen sich die Kontrahenten im Januar 1248 in einem wohl verklausulierten Vertrag. Die Ehe soll erst vollzogen werden, wenn die Braut 14 (!) Jahre alt ist. Dann erst soll auch die Mitgift fällig werden. Doch die Jülicher beanspruchen Müllenark schon jetzt. Und so fallen sie kurzerhand darüber her und besetzen Herrschaft und Schloss. Nur dem vereinten Druck der Bistümer von Kleve und Köln geben sie nach und erstatten die Burg an Cono von Molenark zurück, der sie weiterhin als kölnisches Lehen behält. Die Herrschaft allerdings scheint schon seit jener Zeit im Besitz der Jülicher Grafen verblieben zu sein. Am Ende ist der einzig geschädigte Cono von Molenark, der zwar die Burg selber zurückbekommt, seine Herrschaft aber verloren hat.

Am 20. Mai 1250 einigen sich Erzbischof Konrad und Walram von Jülich über die Mitgift von Walrams Braut Mathilde von Molenark. Danach erhält Cono die Burgschaft der Tomburg bei Rheinbach zum Lehen. Die Burg Müllenark bleibt vorerst noch Kölner Lehen.

Am 1. Mai 1350 wird nochmals ein Ernst von Müllenark als Domherr zu Köln erwähnt; er wird am 30. März 1352 in Köln erschlagen. Er scheint der letzte derer von Molenark gewesen zu sein. Bemerkenswert ist, dass schon Hermann von Molenark (1300) und nach ihm alle anderen Burgherren als Jülicher Vasallen geführt werden. Sie mussten demnach den Jülicher Herren die Gefolgschaft leisten. Die Jülicher Grafen haben es letztendlich doch verstanden, ihren Einfluss auf Burg Müllenark zu festigen. Wie dies geschah ist nicht genau überliefert. Denn jetzt erscheint als Lehensträger das Haus Bannritzer von Müllenark. 1419 stirbt mit Johann Bannritzer von Müllenark die männliche Linie dieses Geschlechtes aus.

Bis hierhin haben alle Bewohner die erste – heute nicht mehr vorhandene – Burganlage bewohnt. Sie ist in ihrem Aufbau nicht dokumentiert und nur noch schwach an der nordöstlichen Seite etwa 100m entfernt von der heutigen Anlage erkennbar. Dort befindet sich ein kreisrunder, flacher Hügel von 16,5m Durchmesser und 0,75m Höhe. Der Hügel ist von einem im Osten, Süden und Südwesten noch erkennbaren, bis zu 35m breiten Graben umgeben. Darunter befindet sich der Vorgängerbau der heute dokumentierten Anlage.

Nach dem Tod des Johann Bannritzer von Müllenark teilen sich die beiden Schwiegersöhne Dietrich von Langel und Johann von Eynenberg die Hinterlassenschaft. Der Langel´sche Anteil geht 1466 an Dietrich von Hanxler über. Dessen Sohn Goddart kauft 1531 Anteile, die zeitweilig an Wilhelm von Wachendorf gekommen waren, zurück. Von ihm sind wohl auch die ältesten Teile der Hauptburg – das Herrenhaus, das Ecktürmchen und zur Verteidigung der Batterieturm – erbaut worden.

Die Hauptburg oder Hochburg liegt auf einem annähernd quadratischen Hügel von 35m Seitenlänge und 4,5m Höhe über Grabensohle. Der den Hügel umgebende, heute kaum noch erkennbare Graben war etwa 9m breit. Ursprünglich schützte an der Nord-West-Ecke der mächtige Batterieturm, ein runder Wehrturm mit 4m dicken Mauern, die Burg. Dieser Wehrturm hatte seine strategische Aufgabe nach dem Bau der größeren Vorburg allerdings verloren.  Daneben umfasste die Burg auf der westlichen und südlichen Seite das zweigeschossige Herrenhaus und das anschließende Pächterhaus, sowie an der süd-östlichen Ecke einen kleineren Turm. Auf der nördlichen Seite befanden sich noch einige Wirtschaftsgebäude. Die Anlage war durchweg von einer Mauer umgeben.

Herrenhaus der Hauptburg vor 1911 – von vorne gesehen

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P. Clemen: „Stattliche Burganlage mit hoch aufgemauertem Herrenhaus des 15.-16. Jh. und mächtiger dreiflügeliger, zum Herrenhaus hin geöffneter Vorburg von 1670, umgeben von breiten Gräben und an der Nordseite außerdem von großem ummauertem Garten.

Die Hochburg, mit der Vorburg durch eine lange gemauerte Brücke verbunden, umschließt ein etwa quadratisches Terrain, das an der Nordseite eingeknickt und mit hohen, großenteils jedoch eingestürzten Aufmauerungen versehen ist.

An der Südwestecke erhebt sich das Wohnhaus, ein zweigeschossiger Ziegelbau des 16. Jh., über hohem Kellergeschoss mit zwei nach der Vorburg hin vorspringenden dreigeschossigen Türmen; … die Türme mit achtseitigen, oben nochmals geknickten Hauben…. Das Innere des Wohnhauses, dessen Balkendecken und Bedachungen auf einen vorhergegangenen Umbau im 17.-18. Jh. hinweisen, ist damals in schlichtesten klassizistischen Formen wieder umgestaltet worden. Der Bau befindet sich in vollkommenem Verfall. Der im 18.-19. Jh. an das Wohnhaus angefügte Südflügel, ein dürftiger zweigeschossiger Fachwerkbau mit Mansarddach, droht gleichfalls einzustürzen, nachdem seine ganze nördliche Langwand schon zusammengefallen ist.

An der Südostecke der Hochburg steht ein schlanker Ziegelrundturm des 15.-16. Jh. Mit Klötzchenfries und polygoner, gleichfalls stark schadhafter Schieferhaube….

An der Nordwestecke liegt ein schwerer, nur im Unterbau erhaltener runder Batterieturm mit 4m starken Mauern, Geschützscharten und einem einfachen Kuppelgewölbe; seine Bestimmung, zur Verteidigung der Nordfront der ursprünglich wesentlich schmaleren Vorburg zu dienen, ist durch deren Neubau von 1670 schonhinfällig geworden. Außerdem hat sich an der Nordseite noch das Kellergeschoß eines weiteren Bauwerkes mit seitlich dazu hinabführender Treppe erhalten.

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Am 27. August 1567 macht Goddart von Hanxler zusammen mit seiner Gattin Anna von Jülich sein Testament. Beide wählen ihr Grab in der Pfarrkirche zu Pier. Da ihre Söhne Goddart und Wilhelm gestorben sind, empfehlen sie ihre aus dem Kloster zurückgekehrte Tochter Elisabeth der Sorge ihres Schwiegersohnes Reinhard von Mirbach, des Gatten ihrer Tochter Katharina an. Schon im nächsten Jahr stirbt Goddart, und Reinhard von Mirbach tritt die Erbschaft an.

Nach Reinhards Tod im Jahre 1576 folgt sein Sohn Goddart von Mirbach, vermählt mit Elisabeth von Zwievel.

Auf Goddart folgt 1598 Heinrich von Mirbach, der aber 1626 im 30-jährigen Krieg kinderlos stirbt.

Zwischen der Witwe, Elisabeth von Buyren, und den übrigen Anteilberechtigten kommt es zu heftigen Kämpfen, in deren Verlauf der spanische Oberst Francois von Rouvelli, Gatte von Elisabeths Nichte Elisabeth von Galen, 1644 die Burg mit seinen Truppen gewaltsam besetzt.

In einem anschließenden Prozess wird das Haus dem Goddart von Mirbach zugesprochen. Aber er verkauft 1668 alle seine Rechte an Müllenark dem Freiherrn Johann Wilhelm von Metternich, der auch schon den Eynenberg´schen Anteil besaß. Dieser Eynenberg´sche Besitz, der bei der Teilung 1419 abgesplissen wurde, war über die Familien Rummel von Hetzingen, von Berg, gen. Blens, von Schönecken im Jahre 1578 schließlich an die von Metternich gekommen.“

Anm.: Der genannte Johann von Eynenberg, Schwiegersohn des Johann Bannritzer von Müllenark, war auch Lehnsträger auf der Laufenburg.

Johann Wilhelm von Metternich war eine einflussreiche Persönlichkeit. Er war Amtmann von Boppard und Düren und der vier Gerichte um Düren, Kurtrierischer Geheimer Rat und Schultheiß des Dingstuhls Pier-Merken. Damit hatte er das höchste landesfürstliche Amt im hiesigen Gerichtsbezirk zu verwalten. Die Gerichtsverhandlungen im Dingstuhl fanden in der Regel unter seinem Vorsitz auf Gut Müllenark statt. Johann Wilhelm von Metternich vereinigt also wieder ganz Müllenark in seiner Hand. Er lässt im Jahre 1670 die mächtige Vorburg errichten.

Die Vorburg ist der Hauptburg nach Südwesten vorgelagert. Sie hatte ursprünglich drei Flügel, war zur Hauptburg offen und mit dieser durch einen breiten Wassergraben und einer langen gemauerten Brücke verbunden. Die Vorburg ist besonders prachtvoll errichtet worden, insbesondere die „Showseite“ mit dem Zufahrtstor. Dessen Ausschmückungen zeigen innen sowie außen eindeutig die Handschrift derer von Metternich. Dieser Vorburg war in früherer Zeit noch ein Gebäude, bezeichnet als „alte Brauerei“ vorgelagert, die zwar außerhalb der schützenden Mauern lag, durch eine Mauer aber mit dieser verbunden war. Das Gebäude wurde 1713 errichtet, ist aber heute auch nicht mehr vorhanden. Heute steht etwas seitlich zu dem ehemaligen Brauhaus versetzt, das „Kutscherhaus“. Dieses Haus muss in etwa um 1940 entstanden sein, als das alte Brauhaus abgerissen worden ist. Es diente zuletzt bis zum Verfall vor einigen Jahren als Wirtschaftsgebäude.

Da der heutige Zustand der gesamten Anlage nur noch im Bereich der Vorburg mit dem ursprünglichen Bestand einigermaßen identisch ist, seien hier Auszüge aus der ausführlichen Beschreibung von Clemen eingefügt, der Müllenark um die Jahrhundertwende beschrieb:

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P. Clemen: Die dreiflügelige Vorburg ist eine durchaus einheitliche, eindrucksvolle Barockanlage, die wohl für die jüngeren, eng verwandten Vorburgen in Gladbach und Paland…. vorbildlich gewesen ist. Die Westfront von einer Gesamtlänge von etwa 85 m hat in der Mitte ein großes von Pilastern eingefasstes Korbbogentor mit rechteckiger Blende für die Zugbrücke, bekrönt von einem Flachgiebel, das Ganze in Sandstein mit Buckelquadern ausgeführt. Über dem Torbogen sitzt – umgeben von ovalen Luken – das von Löwen gehaltene Ehewappen Metternich und Orsbeck, darunter eine Inschriftkartusche:

ANNO 1670, 21. APRILIS,

PRAENOBILIS AC GENEROSUS

DOMINUS IOANNES WILHELMUS

BARO A METTERNICH, ELEKTORIS

TREVIRENSIS AC PRINCIPIS AB

….CONSILIARUS INTIMUS,

JUSTITIAE PRAESES; SATRAPA IN

BOPPART, DEUREN, AC GENEROSA

DOMINA MARIA MECHTILDIS AB

ORSBECK AEDIFICIUM HOC

INCEPERUNT.

(Übersetzung: „Im Jahre 1670, am 21. April, haben der wohledle und gestrenge Herr Johann Wilhelm, Freiherr von Metternich, den trierischen Kurfürsten und Fürstenerzbischofs geheimer Rat, Vorsitzender des Landgerichts, Amtmann in Boppard und Düren, als auch die wohledle Herrin Maria Mechthilde von Orsbeck diesen Bau begonnen.“)

Haupttor der Vorburg – Außenseite

Der Torweg ist mit einer Tonne überwölbt, … die Innenseite zeigt eine ähnliche nur einfachere Ausführung wie das Außentor in Ziegelmauerwerk, mittig darüber das Wappen von Metternich und Orsbeck, seitlich mit den derben Barockfiguren der Flora und einen Silen in Nischen

Anm.:
„Flora“ = altrömische Göttin der Blüte und der Pflanzenwelt, aber auch des jugendlichen Genusses;
„Silen“ = in der griechischen Mythologie eine zweibeinige Mischgestalt aus Mensch und Pferd im Gefolge des Fruchtbarkeitsgottes Dionysos

…An den Außenseiten sind im Untergeschoß unregelmäßig Schießscharten, im Obergeschoss rechteckige Fenster in Blausteinfassung angebracht, jedes Mal mit einem Flachgiebel versehen, der die Muschel des Metternicher Wappens zeigt. Die ganz vortretenden quadratischen Ecktürme der Hauptfront sind dreigeschossig, zeigen aber sonst die gleiche Gliederung. Die Dächer sind durch verschiedene heraustretende geschweifte Brandgiebel aufgeteilt. Auch an den Innenseiten der Vorburgflügel begegnet man derselben Behandlung, die ganze Nordhälfte dient als Scheune und Remise und hat dementsprechend große Korbbogentore. Am Ostende liegt hier noch eine gewölbte Durchfahrt zum Garten mit schlichtem, ehemals mit Zugbrücke versehenem Tor; daran das Wappen Metternich und Orsbeck mit der Jahreszahl 1670. Daneben liegt am Kopfende des Nordflügels ein auf zwei Barocksäulen mit Kreuzgewölben eingedeckter Raum. Die Südhälfte der Vorburg, die am Ostende die Pächterwohnung enthält und außerdem ganz für Stallungen bestimmt war, ist demgemäß durchgängig mit gratigen Kreuzgewölben auf schlichten Pfeilern, in verschiedenen Abteilungen zweischiffig und dreischiffig überdeckt … An der Nordfront zieht sich in der ganzen Länge von Hochburg und Wirtschaftshof ein von einfacher Ziegelmauer umschlossener Garten hin, selbst wieder von Wassergräben umgeben…Auch vor der Hauptfront im Westen ist durch den aus der Rur abgeleiteten Mühlengraben noch ein Vorplatz abgetrennt; … dieser Bau stand durch eine den Graben durchschneidende, jetzt durchbrochene Mauer mit dem Südostturm der Vorburg in Verbindung. An der Innenseite des Baues, der als die alte Brauerei bezeichnet wird, in Eisenankern die Jahreszahl 1713.

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Der Familie Metternich verbleibt auch nachdem wegen Verschuldung im Jahre 1769 auf Beschluss des Reichskammergerichtes Müllenark zum öffentlichen Verkauf ausgesetzt war, der Besitz. Zuletzt lebte dort Anna-Maria von Metternich (+1818), vermählt mit Nicolaus Sigismund von Roth. Dann ist Müllenark durch Verwandtschaft in den Besitz des Grafen von Villers-Masbourg (Niederlande) gekommen. Das Herrenhaus war bis zum Ende des 19. Jahrhunderts (ca. 1885) noch von zwei Gräfinnen Villers bewohnt. Seitdem verfielen die Gebäude mehr und mehr. Im Jahre 1909 wurden die Gräflich Villers-Masbourgschen Güter versteigert und von dem Bohrunternehmer Honnerbach aus Hamm angekauft.

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P. Bongartz: „Dieser (Honnerbach) ließ im Jahre 1911 das baufällige Herrenhaus bis auf die Kellermauern niederreißen und in seiner heutigen Form als dreistöckige Villa mit Mansardendach wiederaufbauen. Der Nord- und Südflügel der Hochburg mit den beiden vorspringenden Türmen verschwanden vollständig…“

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Hauptburg nach 1911 von der Rückseite aus gesehen

Die Hauptburg ist heute nur noch teilweise erkennbar (Bodendenkmal).

Die 1911 von Honnerbach erbaute Villa, die nicht unter Denkmalschutz stand, wurde 1986/87 abgerissen, da sie baufällig war. Übriggeblieben ist heute nur noch ein Hügel. Auch die Brücke von der Vor-zur Hauptburg ist baufällig; sie besteht zwar noch, aber eine Mauer trennt heute die Verbindung zwischen den Gebäudeteilen.

Der Batterieturm besitzt auf der westlichen Seite im Bereich des früheren Grabens eine Zugangstür mit einer Inschrift im Giebel „Renoviert 1927“. Das lässt auf eine Verwendung als Schutzraum im 2. Weltkrieg schließen. Auch die vorhandene kegelförmige Dachhaube aus Beton stammt wohl aus dieser Zeit und lässt auf den gleichen Verwendungszweck schließen.

Der Rest der Hauptburg ist nur noch in wenigen Teilen erhalten – am besten noch der östliche Eckturm. Die Gebäude sind mittlerweile von der Vegetation überwuchert.

Aktueller Zustand der Hauptburg – unten der Batterieturm; rechts die Verbindungsbrücke

1914 erwarben die Eheleute Taeter aus Lontzen (Belgien) das Gut Müllenark. Sie verkauften es aber bereits wieder 1917 an die Dürener Metallwerke. Die Mühle mit dazugehörenden Ländereien erwarb ein Landwirt aus Schophoven. Der Weg nach Müllenark, der früher über den Hof der Mühle verlief, wurde nach Süden verlegt.

Nach dem 1. Weltkrieg ließen die Dürener Metallwerke die gesamte Anlage einer gründlichen Ausbesserung unterziehen; der Hof wurde gepflastert; alle Gebäude wurden mit neuen Dächern versehen. An der Ostseite des Hofes baute man einen modernen Kuhstall, der bis zu den Gebäuden der Nordseite reichte und mit dem alten Kapellenbau in der Nordostecke eine Einheit bildete. Bemerkenswert an dem Kuhstall sind die gusseisernen Säulen, die hier als Tragstützen dienen. Der Kapellenbau, der im Übrigen nur vom Lokalhistoriker P. Bongartz erwähnt wird, ist beim Bau der Vorburg 1670 möglicherweise auf einem Vorgängerbau entstanden. P. Bongartz und auch Dr. Meyer erwähnen, dass Müllenark im 14. Jahrhundert ein Dorf gewesen sei, das eine eigene Pfarrkirche gehabt habe. Es ist aber nur eine Hubertuskapelle überliefert, die nach Notizen im Pierer Pfarrarchiv vom Beginn des 19. Jahrhunderts als „eingegangen“ bezeichnet wird. Ob es sich bei der Hubertuskapelle um einen eigenständigen Bau oder um eine im Haus integrierte Kapelle gehandelt hat, ist nicht zu klären.

1929 wurde Gut Müllenark durch die Dürener Metallwerke an den Gutsbesitzer Axer aus Wegberg bei Erkelenz veräußert, der den Besitz 1932 an eine Familie Schagen aus Aachen verkaufte. 1951 wurde der Gutsbesitzer Rolfes aus der Gegend von Osnabrück neuer Eigentümer von Müllenark. Durch Schenkung der Witwe Rolfes kam Gut Müllenark 1980 an die Vereinigung „Unio zur Hilfe für in Not befindliche Menschen in der Gesellschaft“, die es dann an die Rheinbraun AG – heute RWE Power – verkaufte, in deren Besitz es sich noch heute befindet.

Westlich vor dem heutigen Bestand liegt die Mühle, die dem Gut Müllenark ursprünglich den Namen gab und deren Gebäude einen früher von dem Weg durchschnittenen rechteckigen Hof umschließen. Südlich des Weges steht eine Scheune, die nach der Verlegung des Weges entstanden ist. Nördlich steht das Wohn- und Mahlhaus mit zwei Seitenflügeln, im Kern noch eine Anlage des 17.-18. Jh., die aber im 19. Jh. umgestaltet wurde.“

Anm.: Die Müllenarker Mühle war jahrhundertelang eine bedeutende Zwangsmühle im Dingstuhl Pier-Merken. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war sie nicht mehr nur eine Mahlmühle, sondern wurde auch als Öl- und Schneidemühle genutzt. 1836 ist sie mit 2 Mahlgängen, 2 Ölpressen, 1 Säge und 3 unterschlägigen Wasserrädern eine der größten Mühlen im Umkreis. Die einstmals wirtschaftliche Bedeutung lässt sich heute nur noch erahnen.

Quellen:

  • Dr. A. Meyer: „Alte Burgen des Dürener und Jülicher Landes“. Sonderdruck aus dem Westdeutschen Beobachter Düren, Düren 1934
  • Peter Bongartz: „Chronik des Dorfes Schophoven“. Maschinenmanuskript, unveröffentlicht, Archiv des Geschichtsvereins der Gemeinde Inden e.V.
  • Paul Clemen: „Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz“, Düsseldorf 1902
  • S. Sommer: “Mühlen am Niederrhein“, Rheinland Verlag Köln 1991
  • Christian Backhausen: Gebäudeaufnahme und Zeichnungen für das Rhein. Amt für Denkmalpflege
  • Gemeinde Inden: Denkmalliste
  • Fotos:
    • Archiv – Geschichtsverein der Gemeinde Inden e.V.
    • Luftaufnahmen Michael und Robert Kreutz
    • Privatarchiv Michael Heiliger

Text und Fotos zusammengestellt durch Hubert Schleipen und Michael Heiliger für den Geschichtsverein der Gemeinde Inden e.V.

Copyright für Text und alle Fotos: Geschichtsverein der Gemeinde Inden e.V.